Der erste Wunsch bringt mehr Glück

Hubert Kersting, Vorsitzender des Heimatvereins, erklärt Neujahrsbräuche

NORDKIRCHEN. „Wie Neujahr, so das ganze Jahr“, aus diesem Spruch resultierte die schon bei den Römern bekannte Sitte, sich Neujahr zu beschenken. Das war noch in den 1930er-Jahren in einigen Teilen Westfalens üblich.

Am Neujahrsmorgen versuchte jedes Familienmitglied als erster dem anderen ein frohes Neues Jahr zu wünschen.

Der Beglückwünschte antwortete dann: „Dat hestu wunnen.“ Der Schnellere erhielt zur Belohnung einen Neujahrskuchen, Äpfel oder Ähnliches.

Spezielles Gebäck

Dieser Brauch wurde das „Abgewinnen des Neuen Jahres“ genannt. Ihm lag die Vorstellung zu Grunde, dass der erste Glückwunsch, den man im Neuen Jahr erhält oder ausspricht, besonderes Glück bringen sollte.

Am Neujahrstag gab es ein spezielles Gebäck. In Westfalen waren das die Waffeln, wobei es jedoch zwei unterschiedliche Waffelgebiete gab. Im Süden gab es weiche Waffeln, im Nordwesten die knusprigen, die auch Rölleken, Piep- oder Eiserkuchen genannt werden.

Bisweilen wurden die Orakel auch mit christlichen Elementen verquickt. Dabei spielten für die evangelische Bevölkerung Westfalens die Bibel und das Gesangsbuch eine große Rolle: Beim Erwachen am Neujahrstag schlugen die Gläubigen eine beliebige Seite in den Büchern auf, die sie dann als Fingerzeig für ihr persönliches Schicksal im neuen Jahr deuteten.